Gudrun Anders - Textbearbeitung, Selfpublishing, Coaching

So geht verkaufen

Wenn du manchmal Schwierigkeiten hast, deine Produkte zu verkaufen, dann lies diese Shortstory, damit es künftig besser klappt. Viel Vergnügen!


Am Samstag war ich einkaufen. 

Auf dem Nachhauseweg fiel mir ein, dass ich noch einen Blumenübertopf kaufen wollte, weil meine neue Lieblingspalme Löcher im Pflanztopf hatte. Aber deswegen auf die andere Seite der Stadt zu fahren, hatte ich bei Sonnenschein, reichlich Touristen auf den Straßen und mit Hund im Auto auch keine Lust.

 

Bild von Wilhelm Gunkel aus Unsplash


Plötzlich sah ich das Schild eines Gebrauchtwarenhandels an der Seite, gerade noch rechtzeitig, damit ich anhalten und dann die Einfahrt reinfahren konnte. Ich stellte mein Autochen mit samt meinem Hund im Schatten ab und hatte Glück: Der Laden hatte heute auf. Ich hatte nämlich schon mehrmals vor der Tür gestanden, aber immer war geschlossen gewesen. Und irgendwie konnte ich mir die spärlichen Öffnungszeiten nicht so richtig merken.

Der kleine, sonnendurchflutete Laden war proppenvoll gestopft. Bilder, Kleinmöbel, Dekorationen, Stühle und kleine Tischchen, Geschirr – und alles in einem bunten Mix von alt, neu und ganz alt. Eine wahre Fundgrube für Sammler, Schnäppchenjäger und Freunde von Einzigartigkeit.

Hier und da hob ich mal ein Teilchen an, konnte aber keine Preisschilder sehen. Nirgendwo. So trödelte ich weiter durch den Shop, noch immer auf der Suche nach einem Übertopf. Dann entdeckte ich ein einigermaßen passendes Teilchen und konnte wiederum keinen Preis entdecken.
„T’schuldigung. Hier fehlt ein Preis – können Sie mir sagen, was der Übertopf kosten soll?“

Sie überlegte einen Moment. „Hmm. Der ist sehr gut erhalten. … Ich habe ihn von einer älteren Dame bekommen. Sagen wir 5 Euro.“ Das hörte sich nicht nach Festpreis an. Eher hatte der letzte Satz ein zaghaftes Fragezeichen am Ende, so dass ich noch Luft nach unten in der Preisverhandlung sah, fragte aber stattdessen: „Haben Sie noch andere Übertöpfe, die ich nicht gefunden habe?“

„Schauen wir mal“, antwortete sie und ging schon los in eine andere Ecke des Ladens.
Im Gehen schaute ich, dass ich auch nichts umwarf und rief ihr zu: „Sie haben einen schönen Laden! Aber warum haben Sie nirgendwo einen Preis drauf?“ Ich dachte an meine Einkäufe im Supermarkt, wo ich schon gern Preisvergleiche anstellte, schließlich gab es dort Tomaten für 1 € pro Kilo und welche für 3 € das Kilo, die mir allerdings nicht so gut schmeckten.

Sie hob mir gerade einen antiken Übertopf mit Blumendruck entgegen: „Weil ich gern mit meinen Kunden in Kontakt kommen möchte. Schließlich können wir über alle Preise verhandeln. Den hier würde ich Ihnen für 8 Euro überlassen.“

Ich schüttelte den Kopf, denn der Topf gefiel mir ganz und gar nicht. Mein Blick fiel auf zwei Ton-Igel, die zu meinen Füßen standen und mich zum Lächeln verleiteten. 

„Und die hier?“, fragte ich und zeigte auf das Igel-Paar. 

„Zusammen für 9 Euro“, erklärte sie mir. 

„Und einzeln?“, erkundigte ich mich, während ich schmunzelnd den kleinen Ton-Igel mit Spaten in der Hand hochhob und genauer besah.


„Nee“, meinte sie, „das geht doch nicht!“ Sie lächelte mich herzerweichend an. „Die beiden müssen schon zusammen bleiben. Sonst sind ja beide so allein!“ Sie sah aus wie ein zu schnell zu alt gewordenes kleines Mädchen, das gerade den Wimpernaufschlag für später probte. „Nur für Sie beide zusammen für 7 €. Und nur, weil heute Samstag ist!“ Sie strahlte mich an, als wenn sie mit mir flirten wollte.

Ich zögerte. Meine Augen verrieten mich durch ein Lächeln, das ich nicht unterdrücken konnte, denn ich stellte mir gerade vor, wie die beiden Igelchen meine Dachterrasse zierten. Ich bemerkte aber, das ich meinen Mundwinkel noch oben zog und unschlüssig war, das Geld auszugeben, denn eigentlich wollte ich ja einen Übertopf kaufen …

Sie hatte das auch bemerkt und holte zum entscheidenden Schlag aus: „6 Euro für beide, wenn Sie sie mitnehmen, bevor ich traurig werde, dass die beiden kein gutes Zuhause bekommen.“ Es hörte sich an, als wenn Sie mir gerade zwei kleine, süße Hundebabys verkaufte, die sie tief ins Herz geschlossen hatte und selbst kaum loslassen konnte.

Ich musste lachen, griff in meine Westentasche und holte mein Portemonnaie heraus. Ich zählte 6 Euro ab und überreichte sie mit den anerkennenden Worten: „Sie sind eine exzellente Verkäuferin!“

„Ich mag nur meine Sachen und meine Kunden!“, entgegnete sie lächelnd. „Vielen Dank und Ihnen noch ein schönes Wochenende!“ Damit drehte sie sich um und ging auf die nächste Kundin zu, die sich fragend umsah. 

Ich verließ den Laden freudig und überlegte schon, an welchen Platz auf der Terrasse ich sie stellen wollte. Den Übertopf hab ich vor lauter Freude dann glatt vergessen.


(c) Gudrun Anders, Neustadt i.H.




 
 
 
 
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